Flughafen Frankfurt: Land Hessen stoppt Ryanair-Rabatt

541471_1_fullheight_der-hessische-energieminister-tarek-al-wazir-gruene-foto-boris-roessler-archiv
Tarek Al-Wazir, Hessens Wirtschafts- und Verkehrsminister/Foto: Boris Roessler

Die hessische Landesregierung sprach sich inzwischen gegen einen Gebührennachlass für neue Fluglinien wie Ryanair aus. „Der ursprünglich beantragte Sonderrabatt, von dem faktisch ausschließlich neue oder am Standort kaum präsente Fluggesellschaften hätten profitieren können, ist vom Tisch“, so der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (B90/Die Grünen), der über die Gebührenordnung entscheidet, am 3. Dezember.

Die neue Flughafen-Gebührenordnung gilt trotzdem, und zwar ab Jahreswechsel. „Wir haben hier nicht für oder gegen Ryanair oder irgendeine andere Fluggesell-schaft entschieden“, sagte Al-Wazir. Aber es sei wichtig, dass in der Entgeltordnung keine Benachteiligungen von Fluggesellschaften angelegt seien. Nachlässe gebe es trotzdem, aber auch für alteingesessene Fluglinien und auf drei Jahre begrenzt. Ryanair hatte angekündigt, ab März von Frankfurt aus vier Ziele am Mittelmeer anzufliegen.

Dr. Stefan Schulte Vorstandsvorsitzender Fraport AG
Fraport-Chef Dr. Stefan Schulte/Foto: Fraport

Fluggesellschaften müssen für die Nutzung des Frankfurter Flughafens ein Entgelt bezahlen, das aus mehreren Komponenten besteht. Die Einnahmen sollen ausschließlich zur Refinanzierung der Infrastruktur und der dazugehörigen Dienstleistungen sowie für den gesetzlichen Schallschutz dienen. Die pauschalen Gebühren pro Passagier machen den größeren Teil der Gebühren aus und das Abstellentgelt pro Flugzeug. Je länger und je näher am Terminal der Jet parkt, desto teurer wird es.

Doch der Kompromiss ist aus Sicht anderer Fluggesellschaften keine akzeptable Lösung. Die Deutsche Lufthansa als größtes Verkehrsunternehmen am Frankfurter Flughafen reagierte „enttäuscht“. Der Fluggesellschaftenverband Barig warnte, es werde „künstlich ein Verdrängungswettbewerb mit noch nicht absehbaren Konsequenzen initiiert“. Al-Wazir räumte zwar den Rabatt für neu nach Frankfurt kommende Gesellschaften ab. Dessen erster Nutznießer wäre Ryanair gewesen, den meisten deutschen Gesellschaften wäre er versagt geblieben, da sie Frankfurt seit langem bedienen. Die neue Entgeltordnung enthält nun Nachlässe für alle Linien, die mehr Passagiere ab Frankfurt befördern. Je nach Passagierplus steigt der Rabatt von 2 auf bis zu 14 Euro je Fluggast. Darauf kann sich auch Ryanair berufen.

Harry Homeister. Hamburg, den 3.04.2013
Harry Homeister, Lufthansa-Konzernvorstands-mitglied /Foto: Gregor Schläger

Lufthansa sieht dennoch eine Ungleichbehandlung, weil es für Gesellschaften, die bereits viele Strecken anbieten, ein höherer Rabatt schwieriger zu bekommen sei: „Es kann nicht sein, dass zwei Airlines, die dieselbe Strecke fliegen, unterschiedliche Gebühren bezahlen“, sagte Vorstand Harry Hohmeister. Zudem rügt der Konzern, dass die Entgelte insgesamt um 1,9 Prozent stiegen. Al-Wazir hebt hingegen Nachlässe für leisere Flugzeuge hervor.

Flughafenbetreiber Fraport hatte die Sonderregelungen verlangt und vor Kurzem Ryanair als neuen Kunden am Großflughafen präsentiert. Entfacht wurde der Streit nach der Ankündigung von Ryanair, 2017 Frankfurt anzusteuern.

csm_cw_201500720_9854-2_846a89592e
Condor-Chef Ralf Teckentrup/Foto: Condor

Condor-Chef Ralf Teckentrup bezeichnete den ursprünglichen Gebührenplan als „Riesensauerei“. Er rechnete vor, dass für Ryanair zunächst die Gebührenlast je Passagier im Vergleich zu Condor halbiert gewesen wäre. Frankfurt hat zuletzt als einziger deutscher Großflughafen weniger Passagiere gemeldet. 2017 soll der Rückgang auch durch Billigflüge ausgeglichen werden.

 

Quellen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert