Großartig, eindrucksvoll – das ,Schubert-Bruckner-Eröffnungskonzert´

Christoph Eschenbach dirigierte das hr-Sinfonieorchester/Foto: RMF

Mit Schubert und Bruckner startete das Rheingau Musikfestival am 18. und 19. Juni in der Basilika des Kloster Eberbach in seine 29. Saison. Christoph Eschenbach, Chefdirigent des National Symphony Orchestra und des John F. Kennedy Center for the Perfoming Arts in Washington, dirigierte das hr-Sinfonieorchester.

Schuberts h-Moll Sinfonie, die „Unvollendete“, gilt als Werk, mit dem der Komponist in neue Dimensionen vorstieß. Er brach die damals etablierte Sonatenform, oder die in der Sinfonik beispiellose Tonart h-Moll. „Unvollendet“ , das nach Scheitern oder nach frühzeitigem Ableben des Komponisten klingt, verhält sich aber hier anders. Obwohl sie im Kontext der Wiener Klassik , die vier Sätze für eine vollgültige Sinfonie vorsah, mit ihren zwei Sätzen, Allegro moderato´ und ,Andante con moto´als ,Torso´ wirkt, ist Schubert nicht über den Noten zusammengebrochen. Immerhin folgte auf die ,Unvollendete´ noch die Sinfonie in C-Dur, die 15 Jahre nach ihrer Entstehung entdeckt wurde. 

Nun in die Basilka, eine der eindrucksvollsten Spielstätten des Rheingau Musik Festivals: Der ,“Torso“, wie die beiden Sätze auch genannt werden, oft gehört, sind bekannt, gehen ins Ohr, umschmeicheln und laden ein, die Augen zu schließen und zu  träumen. Doch das wäre schade, denn es gibt Eindrucksvolles zu sehen: Das präzise Zusammenspiel des hr-Sinfonieorchesters, dirigiert von Christoph Eschenbach, Chefdirigent des National Symphony Orchestra und des John F. Kennedy Center for the Perfoming Arts in Washington. Er spielt nach 19 Jahren erstmals wieder mit dem Orchester zusammen, macht die Fallhöhe zwischen elegisch und dramatisch überdeutlich. Beseelt das Lamento der Cellisten, die sehr langsamen Tempi Eschenbachs bei dieser Schubert-Elegie sind der Akustik der Baslika sehr zuträglich. Der charismatische 76-Jährige wirkt cool und dirigiert auswendig.

Die Sechste, die keckste

Nach der Pause: Bruckner´s Sechste. Bruckner selbst hat sie als die ,keckste´ seiner Sinfonien bezeichnet. Man nimmt an, dass es ihm dabei mehr um den schönen Reim, als um die Charakterisierung der Sinfonie ging. Sie entstand zwischen 1879 und 1881 und ist die erste, die er keiner Neubearbeitung unterzog. Seine Lebensbedingungen werden dafür verantwortlich gemacht. Er war inzwischen in der Wiener Gesellschaft angekommen, wurde zu hohen Empfängen eingeladen, zum „wirklichen Mitglied der k.k. Hofkapelle“ ernannt und er bezog erstmals ein solides regelmäßiges Einkommen.

Monumental wirkt der erste Satz. Der Musikwissenschaftler Ernst Kurth bezeichnete ihn einmal als das „schöne Bild vom Augenblick  der größten Blendung“ auf Bruckners Weg  “ gegen das Licht“. Der zweite und längste Satz der Sinfonie schafft starke Kontraste, wirkt wie ein Trauermarsch. Ungewöhnlich der dritte Satz, fast geisterhaft. Die Streicher „huschen“ durch den Raurm, die Holzbläser und die jähen Einsätze der Blechbläser wirken eigenwillig. Im letzten Satz kehrt – nach zähem Ringen – die Grundtonart A-Dur des ersten Satzes wieder.

Standing Ovations und Bravo-Rufe bringen die Begeisterung des Publikums für dieses Eröfffnungskonzert, der bis auf den letzten Platz besetzten Basilika des Kloster Eberbachs, zum Ausdruck – zu Recht. (jwm)

 


 

 

 

 

 

 

 

Das Eröffnungskonzert im Fernsehen des HR: Sonntag, 10. Juli, 10 Uhr.

 

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