Airbus A380: 20 Milliarden Euro Entwicklungskosten futsch?

Airbus_A380_blue_skyDroht das Ende für den Airbus A380? Erstmals sprechen die Manager von einem möglichen Aus für das Großflugzeug. 20 Milliarden Euro Entwicklungskosten wären futsch und Boeing könnte triumphieren.

Vom Massentransport über den Wolken ist John Leahy, Chief Operating Officer von Airbus, innigst überzeugt. Die Nachfrage gehe stärker in Richtung der großen Flugzeuge, erklärte der Airbus-Vorstand noch im Mai am Rande der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin. Kaum sechs Monate später ist in der Chefetage von Airbus die Erkenntnis gereift, dass allenfalls eine Passagierzahl von 300 plus x gemeint sein kann, wenn man von ,großen Flugzeugen´ spricht. Riesenflieger wie der A380, der im Extremfall Platz für mehr als 850 Menschen bietet, wollen sich nicht durchsetzen am Markt. Bislang hat Airbus nur 318 Maschinen verkauft – deutlich weniger als erwartet. Gemessen am prognostizierten Bedarf hätten längst knapp 450 Verträge unterschrieben sein müssen.  Zwar haben inzwischen 20 Airlines den Riesenjet bestellt, doch oft dienen sie nur in geringer Anzahl als Vorzeige-objekt für Prestigestrecken. Und Fluggesellschaften, die erstmals einen A380 bestellen, wollten sich in diesem Jahr überhaupt nicht finden. Der wichtigste Abnehmer ist Emirates, deren A380-Flotte in den kommenden Jahren auf 140 anwachsen soll.

Großkunde Emirates macht Druck

Der Druck von Emirates ist es auch, der Airbus-Chef Tom Enders zu einem halböffent-lichen Rückzieher veranlasst hat. In London brachte er vor Investoren erstmals einen Stopp des Projekts ins Spiel. Denn Emirates-Chef Tim Clark drängt mit der Macht seines Großkundenstatus‘ auf eine Modernisierung des Flugzeugs, zumindest aber fordert er neue sparsamere Triebwerke. Solche Modifikationen stehen laut Spartenchef Fabrice Bregier ohnehin auf dem Programm, der die Andeutung seines Chefs am 11. Dezember mit diesem Hinweis einzufangen versuchte. Doch das ist bei Weitem nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Zum einen weil zwei der drei möglichen Triebwerksher-steller bereits abgewinkt haben, zum anderen weil damit umfangreiche Änderungen an der Flügelkonstruktion notwendig werden. Insgesamt dürfte so eine Überarbeitung weitere Milliarden kosten, und es ist fraglich, ob sich das jemals rechnet.  Auf der Sollseite stehen  gut 20 Milliarden Euro, die Airbus für die Entwicklung aufgebracht hat.

Ursprünglich hatte der Riesenflieger die Trumpfkarte sein sollen, um im Konkurrenzkampf gegen Boeing zu gewinnen. Auf rund 1500 Maschinen hatten die Planer des Konzerns den Bedarf bis 2025 geschätzt. Basierend auf der Annahme, dass der Luftverkehr zwischen den internationalen Umsteigeflughäfen Frankfurt, Singapur, Tokio oder New York unaufhör- lich weiterwächst. Tatsächlich deutet sich inzwischen eine ganz andere Entwicklung an. Viele Passagiere meiden die überlasteten Umsteigeflughäfen – und wählend zunehmend Direktverbindungen, beispielsweise zwischen Hamburg und New York oder Berlin und Chicago, ohne Zwangsstopp in Frankfurt, London oder Paris.

Die neuen Langstreckenflieger vom Typ 787 (Boeing) und A350 (Airbus) sind für diese Aufgabe viel besser geeignet. Sie sind leise, haben einen zeitgemäßen Treibstoffver-brauch – und sie ermöglichen es den Fluggesellschaften, sehr viel flexibler auf Verände-rungen der Nachfrage zu reagieren. Lieber zwei kleinere Jets als einen Riesen à la A380, lautet inzwischen die Devise. Selbst das stetige Wachstum des internationalen Flugver- kehrs – die International Air Transport Association sagt ein Plus von sieben Prozent für 2015 voraus – bringt nur wenig Hoffnung, dass sich an dieser Grundannahme auf mittlere Frist etwas ändert. Zu groß ist das Risiko, mit halbvollen A380 Nachfrageflauten überbrücken zu müssen. Damit hätte Airbus ein  20 Milliarden Euro schweres Problem. Wenn die Entwicklungskosten für den A380 tatsächlich in voller Höhe abgeschrieben werden müssten, dürften auf absehbare Zeit kaum noch Reserven zur Verfügung stehen, um neue Projekte zu starten. Erzkonkurrent Boeing hätte dann nahezu uneinholbar die Nase vorn.

Das sehen zurzeit  auch die Investoren so. Die Aktien von Airbus erloren in Paris erneut fast drei Prozent an Wert und waren Schlusslicht im Eurostoxx 50. Am Vortag hatten die Papiere fast zehn Prozent verloren.

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