Tarek Al Wazir will „Wirtschaft am Laufen halten“

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Hat Verständnis für eine 24-Stunden-Logistik: Tarek Al Wazir, Hessischer Wirtschafts- und Verkehrsminister (Mitte) mit Winfried Hartmann, ACD-Präsident jund Matthias Jacobi, ACD-Vizepräsident (rechts).

Der Flughafen Frankfurt am Main zählt mit jährlich über 58 Millionen Fluggästen (2013) und über zwei Millionen Tonnen Fracht (2013) zu den ,Top Fünf´ der europäi-schen Flughäfen. Sein Alleinstellungsmerkmal in dieser Liga: Er ist von einem sechstündigen Nachtflugverbot betroffen.
Am 12. November warnte Winfried Hartmann, der Präsident des Air Cargo Club Deutschland (ACD) auf einer Veranstaltung vor weiteren Einschränkungen.
Die Hessische Landesregierung hatte vor einigen Wochen der Öffentlichkeit eigene Überlegungen zu erweiterten Lärmpausen in Frankfurt vorgestellt. Unter besonderer Beobachtung sind dabei die Nachtrandstunden die sogenannten ,Schulterstunden´ zwischen 05:00 und 06:00 Uhr sowie 22:00 und 23:00 Uhr, die über das bereits bestehende strikte Nachtflugverbot von derzeit sechs Stunden hinausgehen.
Wie diese Modelle aussehen, die ab Ende März 2015 in einen einjährigen Probebetrieb gehen sollen, hat der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen) im Rahmen der ACD-Veranstaltung Mitte November in Franfurt vorgestellt.
Aus 256 theoretischen Mög-lichkeiten, so der Minister, hätte eine Arbeitsgruppe, an der auch die Luftverkehrsseite mitwirkte, fünf praktikable Modelle herauskristiallisiert, deren Praxistauglichkeit in einem Probelauf zu testen wäre. Vorgabe sei gewesen „die Flugsicherheit nicht zu gefährden und zur Lärmentlastung durch unterschiedliche Bahnnutzungen beizutragen“.
Als Wirtschaft- und Verkehrsminister der auch die ,Wirtschaft am Laufen halten´ müsse, habe er sehr wohl Verständnis für eine globale Logistik, die in 24 Stunden denke. Doch er müsse auch immer wieder Antworten auf Kritik zu modernem Mobilitätsverhalten und zur Klimaeffizienz haben.
In einem anschließenden Hintergrundgespräch machte ACD- Präsident Winfried Hartmann deutlich, dass eine Abwanderung von Air Cargo-Transporten bereits in vollem Gange sei. Eine der größten Frachtfluggesellschaften am deutschen Markt, Cargolux, wickle keinen einzigen Flug mehr über Deutschland ab. Die Fracht werde von Frankfurt per Lkw nach Luxemburg transportiert und von dort abgeflogen.
Gemessen am Warenwert werden weltweit rund ein Drittel aller Produktionsgüter in Flugzeugen transportiert. Das Flugzeug werde vor allem genutzt, um besonders zeitkritische oder hochwertige Fracht zu transportieren, erklärte Micheal Göntgens, Kommunikations-Chef von Lufthansa Cargo. Das Nachtflugverbot benachtteilige Lufthansa Cargo im harten Wettbewerb mit anderen Frachtairlines. Hier spielten zudem die enormen Kapazitäten, die die Golf Airlines in den Markt ,drückten´ eine Rolle.
„Lufthansa engagiert sich kontinuierlich für den Lärmschutz. Deshalb haben wir uns auch an der Arbeitsgruppe beteiligt, die Möglichkeiten für längere Lärmpausen am Flughafen Frankfurt prüft. Dabei darf es aber nicht zu zusätzlichen Kapazitätsbeschränkungen in den Schulterstunden kommen. Wir sind mit den nächtlichen Einschränkungen in Frankfurt bereits heute am Rand dessen angelangt, was für uns im Wettbewerb verkraftbar ist“,  sagt Kay Kratky, Passage Vorstand Operations & Hub Frankfurt. Die Nachtrandstunden oder so genannten Schulterstunden in der Zeit von 22 bis 23 und 5 bis 6 Uhr seien enorm wichtig für die Drehkreuzfunktion des Flughafens.

Fotos: Oliver Rösler

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